|
Lebenslösungen
Lebenslösungen Gespräche mit Karl
|
next newest topic | next oldest topic |
Author | Topic: Gespräche mit Karl |
Florian Junior Member |
posted 16 February 2005 01:36
Sternstunden: Susanne, Marena und ich begegneten Karl Renz in München ( http://www.karlrenz.com ). Wir nahmen an zweien seiner Talks teil. Nun sind wir total "verkarlt", wie Marena sagte. Wir sind per du mit Karl, weil der Kerl mit uns per du ist. Mit uns und der Welt auf du und du. Wir sind bei ihm, weil wir Suchende sind, und Karl sagt: "Noch ist jeder wieder gekommen." Auch wir werden wieder kommen. Fünfzig Menschen in einem viel zu kleinen Raum, eng bestuhlt, in einer Firma, die Finanzmanagement betreibt, mitten im Herzen Münchens. Weil wir nur bezahlen, wenn es um etwas geht, gab es Themen für die je zwei Stunden dauernden Talks. Die Themen sind bei Karl dazu da, dass man sie entweder in fünf Minuten abhandelt, um zum Eigentlichen zu kommen, oder dazu, damit man ständig an ihnen vorbei reden kann: "Bewusstsein bezeugt alles, aber wer bezeugt Bewusstsein?" oder "Was bewirkt die Wirklichkeit?" Das Eigentliche ist das, wonach wir alle suchen - der Schlüssel zur Selbstzufriedenheit, zum Glück; das Ende des Leidens, unser "Ich". Das Eigentliche ist das Unaussprechliche, also Gott, bevor wir ihm Namen gaben. Der viel zu klein geratene Kerl Karl sitzt auf einem Podestchen vorne und grinst: "Worum geht es?". Er springt zwischen tiefstem Tiefsinn und völligem Nonsens mit einer Leichtigkeit hin und her, die einem den Atem raubt. Ein Hochseilartist auf dem dünnen Seil des Denkens. Seine Worte sind wie Glibbermasse, die zwischen den Händen des Be-Greifens zerflutscht. Kaum glaube ich, ihn "festnageln" zu können, grinst er, sagt mir, dass das Gegenteil wahr wäre und ist zur Türe meiner nett eingerichteten Geistesstube hinaus. Ich liebe seine Art. Fernab von dem, WAS er sagte, sind mir zwei Eindrücke nachdrücklich geblieben: einmal, als ein Teilnehmer, der keinen Sitzplatz mehr gefunden hatte, mit der Schulter gegen den Lichtschalter des Raumes stiess und der Raum plötzlich von grässlichem Neonlicht durchflutet wurde: alle drehten den Kopf zur Türe hin, bei der sie den Lichtschalter vermuteten, nur Karl liess seine Augen keine Millisekunde von dem Fragenden wegschweifen und blieb ruhig beim Fluss seiner Rede. Keine noch so kleine Regung liess seine Stimme zittern. Und dann schrillte im Flur draussen die Haustürglocke eine durchdringenden Ton. Auch hier drehten sich alle Köpfe, nur derjenige Karls nicht. Er blieb in seiner Rede. Ich nenne das "Gegenwärtigkeit" und "Eingelassen-Sein im Tun". Dafür bewunderte ich ihn. Was bringt es, Karl zuzuhören? Es bringt - nichts. Aber Karl vollbringt das Wunder, dass es uns am Ende nicht stört, dass es nichts gebracht hat. Dass wir, wenn wir Glück haben, einen Zipfel der Unbeschwertheit unseres Daseins berühren, weil wir es geniessen, bloss "da zu sein", ohne dass es ständig etwas bringen muss. Ich merkte, wie manche Hörer unruhig auf den Stühlen rutschten. Sie erwarteten von Karl "Lebenslösungen". Es gibt für das Leben keine Lösungen, weil das Leben kein Problem ist wie eine mathematische Gleichung mit drei Unbekannten, die gelöst werden könnte. Das Leben ist auch nicht gefesselt, so dass die Fesseln gelöst werden könnten. Das Leben ist Shiva, der eine Welt zerstört, um sie anschliessend wieder aufzubauen, Und er tanzt dabei! Shiva ist wie ein Kind, das mit Bauklötzen eine Stadt baut, in der Autos fahren, um sie mit einem Handstreich wieder zur Seite zu fegen und sie erneut aufzubauen. Und das Kind hat eine Riesenfreude daran. Aber unser Leiden, unser Leid! schreit einer der Zuhörer. Leid, sagt Karl, gibt es nur dann, wenn wir um unseren Schmerz eine Geschichte bauen. Im Grunde leiden wir nicht am Schmerz, sondern immer nur an unserer Geschichte. Wir kommen nie aus dem Schmerz heraus, denn das Leben ist Freude UND Schmerz, aber wir kommen aus dem Leid heraus, wenn wir aufhören, unsere Geschichte zu konstruieren. Karl nimmt einen Schluck aus der Tasse, die er neben sich hingestellt hat. Ich weiss nicht, ob er Tee oder Kaffee trinkt. Er schaut auf die Uhr und fragt uns: "Na, haben wir es schon hinter uns gebracht?" - Nein, es bleiben noch fünf Minuten, und die wollen wir haben, denn wir haben Eintritt bezahlt. Also redet er noch ein bisschen, aber darauf kommt es eigentlich nicht an. Denn im Grunde ist sowieso - nichts passiert.
Euer Florian [This message has been edited by Florian (edited 16 February 2005).] IP: Logged |
Meike Lalowski Moderator |
posted 16 February 2005 08:50
Ja, so ist Karl und so ist das Erleben mit KARL – Geistesspritzel, Herzenswärme, Zenruhe, Riesengelächter – Stille. Da freu ich mich, dass Ihr Karl nicht nur erlebt habt, sondern auch in dieser Tiefe habt nehmen können. Lebenslöungen sind in der Tat ein Teekesselchen: Denn innerhalb des Traums gibt es immer wieder Aufgaben (!), die gelöst sein wollen. Einatmen ausatmen. Es gibt die Erfahrung, dass wir uns von Geschichten und Gedanken und eben der Herrschaft der eingeschriebenen Erfahrungen, Schmerzvermeidungsprogrammierungen und Sicherheitssystemen lösen können. Es gibt die Sehnsucht, sich aufzulösen in das Unfassbare, Nichtdenkbare, in das vor allen Worten. In das, was KARL ist. Und ihn in dieser höchsten Konzentration und Lebendigkeit zu erleben ist einfach mehr als berührend. Es ist auflösend. Und seien es zwei Stunden, die dann sogar unter ökonomischen Gesichtspunkten auf die Minute gehandelt werden können, er macht in der Tat süchtig und lässt uns verkarlt weiter durch das Leben hindurch die Lösungen finden, die doch alle schon da sind, weil sie genauso wenig da sind wie alle Probleme dieser Welt. Kurs-Sprache: Es gibt nur ein Problem, und das ist bereits gelöst. Liebe Grüße an Dich, lieber Florian, und Dich, Marena, die Du ja auch schon berichtet hast! Danke und weiterhin viel Freude im karlauern! ------------------ [This message has been edited by Meike Lalowski (edited 16 February 2005).] IP: Logged |
Meike Lalowski Moderator |
posted 21 February 2005 20:21
Und das sei hier hinzugefügt: (übrigens: Gisela und Herta sind zwei großartige Frauen, und ich habe vor ihnen großen Respekt, insbesondere weil sie in einer eher unwirtlichen Gegend von Istrien ein ausgesprochen schönes Zentrum geschaffen haben!) Date sent: Fri, 18 Feb 2005 17:29:42 +0100 Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer von Karls Selbstgesprächen 2004 Vom 22. - 29. Mai wird Karl noch einmal hier auf dem Hügel mit uns und Wenn Ihr Euch schon angemeldet habt, gebt bitte die Erinnerung weiter. Wir würden uns sehr freuen und schicken Euch herzliche Grüsse, Gisela und Herta
------------------ [This message has been edited by Meike Lalowski (edited 22 July 2008).] IP: Logged |
Marena Member |
posted 04 August 2005 12:04
Hallo Ihr Lieben, Ich schon wieder! (muss schon wieder lachen, dieses kleine ich, dass so gerne fummelt). Ja der Kerl Karl war bei uns in Esslingen. Freitag abend nach dem ersten Talk, gab es in meinem Kopf plötzlich einen Knoten-dann noch einen-und noch einen. Dann platzten die Knoten, und ich konnte nur noch sitzen, und mein Kopf konnte nicht mehr denken.(welche Wohltat) und ich lachte für mich alleine wohl so eine Minute. Ich bin,die ich bin! Also, ein absolutes Dankeschön an Meike, die mir 2003 sein Buch geschenkt hat, mit der ich meine vermischete Farbrose gerne bearbeite, die auch viel Spass bringt! Und am Ende begegnen wir uns immer Selbst! (willkommen bei der work) Herzensgrüsse aus Köngen IP: Logged |
Maren nicht registriert |
posted 04 August 2005 18:21
Liebe Marena und all ihr anderen! Ich habe lange nichts von mir hören lassen (aber durchaus gelesen ...) und jetzt habe ich mal wieder eine Frage: Warum geht Gewahrsein nicht im Alltag? Ich meine, wenn nicht da wo dann? (Wobei: Karl kenne ich nicht, vielleicht versteh ich einfach die Worte anders?!) Und meine anderen Gedanken zu dem Erzählen von spiritueller Arbeit schreibe ich unter „Sal Bader“, wo es mir zuerst auch so ging, wie Dir, Marena, dass ich es kaum verstand, aber jetzt erst einmal hier: liebe Grüße - Maren IP: Logged |
Florian Junior Member |
posted 05 August 2005 02:28
Na ja, liebe Maren, mit Karl und der Sprache und Aussagesätzen und Verstehen ist das so eine Sache. "Gewahrsein im Alltag geht nicht" ist ein anderer Satz als "Ich lösche meinen Durst mit Mineralwasser." Unser "Sein" IST gar nie anders denn als Gewahrsein. Insofern "geht" Gewahrsein im Alltag nicht, weil Alltag Gewahrsein ist - wie alles. Gewahrsein ist Bewusstsein, und alles ist Bewusstsein, das sich selbst anschaut und im Anschauen sich selbst (etwa als Materie) hervorbringt. Karl - das unterstelle ich ihm - mag das Wort "Gewahrsein" eher als das Wort "Bewusstsein", weil "Bewusstsein" immer noch Wissen von "Etwas" ist (ich weiss etwas und weiss auch noch dazu, dass ICH es bin, der das weiss). Gewahrsein deutet darauf hin, dass ich nicht das eine weiss und das andere nicht, sondern mein Seinsmodus so ist, dass er immer Wahrheit stiftet, ob ich das wiederum nun weiss oder nicht. Und Karls "Nein" auf Marenas Frage ist aus dem Clown geboren. Karl liebt es, da, wo wir "Ja" sagen, "Nein" zu sagen, weil das "Nein" die Dinge in Bewegung hält und die Positionen, die das kleine Ego in uns ständig besetzt, negiert. Denn die "Wahrheit" des Lebens ist Bewegung. Das "Nein" ist nicht der Nihilismus des Nichts, nicht der "Geist, der stets verneint", sondern das Kind, das mit Bauklötzen eine herrliche Stadt baut und sie mit einem Handstreich zerstört. Karl verneint Marenas Frage auf das Gewahrsein im Alltag, weil er zeigen will, dass "Gewahrsein" nichts ist, was wir "besitzen" (besetzen, drauf hocken) können wie einen Golf oder ein Samtjacket; es ist nichts, bei dem wir uns fragen können: haben wir es jetzt endlich oder immer noch nicht? Das Gewahrsein - also unsere Wahrheit - springt uns zu Zeiten der kosmischen Fügen so an, dass jeglicher Alltag bedeutungslos wird, und zwar nicht, weil er verschwindet, sondern, sondern weil wir spüren, dass wir auch im Alltag GETRAGEN sind und uns nichs passieren kann.
Florian IP: Logged |
Meike Lalowski Moderator |
posted 05 August 2005 11:24
So ist es mit Karl, durch den nichts anderes als eine Wahrheit spricht, für die es eben keine Worte gibt. Genauer: er transportiert die Wahrheit in Worten, die von unserem Verstand aufgegriffen sofort wieder relativ werden und damit unwahr. Der Clown: sagt ja, wenn wir nein wollen und nein wenn wir ja wollen. Und als Höhepunkt (von mir erlebt) ja als ich ja wollte. War übrigens auch nicht besser … Seine Geschichte aus der Hand gesprochen: die Faust und ihre Fingerspiele werden uns immer wieder in die Irre führen, wenn wir versuchen, sie mit unserem Verstand zu greifen. Und das ist sein Ziel: Unseren Verstand auszubooten – macht er großartig. Das heißt aber nicht, dass wir den Verstand nicht schulen und einsetzten müssen. Denn solange wir wir sind, sind wir innerhalb des Schöpfungsspiel unserer Entwicklung verpflichtet, und das mit Verstand und Herz und Handeln – karlig formuliert: Im Verstehen eben gefühltes HANDeln – Lachende Grüße Euch allen von den Grenzen des Verstehens, oder mit Nisargadatta geschrieben: Verstehen ist alles! ------------------ IP: Logged |
Marena Member |
posted 05 August 2005 15:48
Ja ihr Liebe, ich sehe, dass Forum erwacht :-)) Und übrigens empfiehlt auch Karl hier in den Geschichten einen scharfen Verstand, ein offenes Herz, um einfach uns "ent wickeln" zu können. Euch Allen ein schönes Wochenende IP: Logged |
Marena Member |
posted 06 April 2006 09:40
Hallo Ihr Lieben, ja Karl war wieder in Stuttgart! Noch ein kurzer Witz von Karl: Die Titanic sinkt. Passagiere rennen in Panik. Da erkennt ein Passagier den Priester. Makaber, aber so ist es doch. Der ganze Raum hat gebebt vor Lachen Namaste IP: Logged |
All times are German Time | next newest topic | next oldest topic |
meike-lalowski.de
Powered by: Ultimate Bulletin Board, Version 5.33b
http://www.meike-lalowski.de/
Impressum
© Madrona Park, Inc., 1998 - 1999.