Liebe Marena,
Bühne auf: ein romantisches Wochenende, der Mann spielt Robin Hood in virtuellen Welten und drückt sich vor der lebendigen Frau in seinem Bett, die dort einsam und gekränkt vor sich hin weint. Und da es keine Szene aus einem schon lange währenden Ehealltag ist, sondern aus der Verlobungszeit, setzt sie schlicht und ergreifend Zeichen.
Zwei Sehnsuchtswelten in der Konkurrenz.
Miteinander die Zeichen zu deuten heißt: den Kindern ihren Raum gewähren, ohne dass sie mit ihren Mustern das Leben beherrschen. Große Chance für zwei, die gemeinsam erwachsen werden wollen. Das ist ganz gewiss nicht der einfache Weg, aber lohnend, wenn der Schulterschluss gelingt.
Gegeneinander heißt: wir liefern uns an die Strategien der Kinder aus, quälen uns endlos oder laufen auseinander.
Wenn wir uns in der Verlobungszeit verlaufen und erkennen müssen, dass es keinen gemeinsamen Ausweg gibt aus dem Labyrinth der lebenslang gewachsenen Umwege (Irr!wege), müssen wir Abschied nehmen. Von einer Illusion, einem Traum, einer Sehnsucht. Das darf (und muss) beweint werden. Und hier gilt der feine Unterschied. Sind es Kindertränen, ertrinken wir im Schmerz, denn die Traurigkeit des Kindes ist eine immerwiederkehrende aus alten Zeiten. Die Traurigkeit der Frau ist Trauer. Sprich: Schmerz wird verarbeitet. Phönix aus der Asche, wir sterben zum erneuten werden, damit wir unseren Weg wieder aufnehmen können.
Also: die Traurigkeit der Frau ist eine Antwort darauf, dass sie das innere Kind mal wieder an die Front geschickt hat. Das könnten wir durchaus Missbrauch nennen, mit der ganzen Bandbreite vom gedanklichen über den emotionalen bis hin zum körperlichen Missbrauch.
Der allerdings geht nicht aufs Konto des Mannes (der erlebt doch gerade dasselbe!), sondern immer auf das eigene.
Die virtuellen Welten des Mannes sind genauso wenig der Feind wie die virtuellen Welten der Frau. Computerspiele, Fußballfelder, Träume, Phantasien, Romane, Musik, Liebesfilme … what’s the difference?!
Der Kerl achtet und ehrt Dich nicht als Frau? Du als Spiegelfrau weißt genau, wer hier wen nicht achtet. Du Dich nicht, er sich nicht, ihr euch nicht. Wie immer: wir uns nicht.
Also auf in die Achtung (schöne Teekesselchen!) – mit liebem Gruß von der einen Freundin aus dem Norden!
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Meike Lalowski
[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 08 September 2005).]
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