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Alt 29.11.2004, 16:39   #10
Meike Lalowski
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Meike Lalowski befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
Daumen hoch

Liebe Marena, hier einige Gedanken für Prinzessinnen:

Aus dem Märchenschloss auf die Tanzfläche zwischen Mutterpflichten und Selbsterkennungsprozessen – da hat das Kind auch eine Menge zu tun!

Wobei: das ist natürlich alles sehr aufregend. Sehr verführerisch, sehr lebendig, sehr gülden.

Ach, dieses Gold – Engelchen und Schätzchens liebster Stoff, der uns in dieser Welt doch so verhagelt wird. Und während sich die kleinen Engelchen mit Rauschehaar und goldenem Flügelschlag gern in die Himmel schwingen (oder stumm mit wehen Füßchen für den Liebsten dem Meer entsagen), basteln sich die kleinen Schätzchen eben eher goldene Käfige oder Luftschlösser und kramen nach Krone und anderem Zierrat.

Die eine mag sich zwar grad mit großen Augen und wehem Herz im Käfig umschauen, aber: GottseiDank! die Tür ist offen, da bauen wir lieber erst mal in der Mitte Tisch und Stuhl auf zwecks königlicher Verhandlungen, Schonraum und Stil. Eine andere Prinzessin aber (die auf dem Hüpfball eben) ist so aufgeregt, da verrutscht schon mal das Krönchen auf dem Goldhaar. Da lacht es da weint es - ja, Prinzen lassen uns die goldene Kugel hoch in die Luft werfen und wir möchten einfach weiterspielen.

Aschenputtel verteilt ihre goldenen Schuh, das ist das Spiel. Doch bitte(!) kein Zeh, kein gar nichts sollte bluten, wenn der Liebste ihn anpassen will. Sonst wird der Tango schmerzhaft.

Diese Märchen, sie sprechen einfach wahr, selbst in Märchen geht es um Regierungsgeschäfte - Goldkugeln kommen wieder runter und wollen aufgefangen sein. Dies berühmte Kuss-Hin-und-Her: Frosch oder Prinz oder Prinz oder Frosch - wer kennt sich da schon aus wenn nicht die höchste Weisheit.

Sprich: die Mutter tröstet das Kind und putzt die Nase, blutet der Fuß, klopft das Herz. Und sie sollte mit dem Vater zusammen das Kind entlasten: es ist immer alter Schmerz, alte Angst, alte Bedürftigkeit. Eben unsere Geschichten.


Also, Ihr königlichen Mädels: wenn schon das Märchen zur Aufführung kommt, dann bitte unter kluger Regie und wohlwollendstrengen Kritikeraugen – tut Mann und Frau und Kind gut.

P.s.: Die Candle in the wind ist nicht umsonst die Lady Di Flasche!



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Meike Lalowski


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