Liebe Marena,
Wohnungsgeschichten sind immer mit vom Feinsten, weil so elementar. (Ich kenn mich da aus, lebenslanges Thema seit Auszug). Der eigene Raum als Symbol für das Eigene überhaupt, die Assoziationen zu Höhle, Gebärmutter und Geborgenheit, die Möglichkeiten der Verletzbarkeit als da Urängste wie Bedrohung, Schutzlosigkeit und Verlust von Sicherheiten erkennbar sind. Außer Mama und Papa spielt dann auch Geld seine Rolle, wobei wir dann vollständig RotBlauGelb zusammen haben. Es gibt Vermieter und -Innen (!) (sehr machtvoll) und eben die Mitmieter (auch sehr machtvoll, vor allem so nah!) und damit die ganze Bandbreite, Kleinkrieg unter der eigenen Hausnummer zu spielen.
Menschliche Gesetze stoßen aufeinander und alte Geschichten bilden den Untergrund, und Deine Assoziation vom Kindergarten ist nicht von ungefähr. Wobei Kindergartenkriege sehr gefährlich werden können, wenn da nicht die großen klugen Tanten klug und klar lenken und wenn es sein muss auch mal energisch durchgreifen.
Wie immer also sind die inneren erwachsenen Anteile gefragt. Und manchmal, da nützt gar nichts, muss ein neuer Kindergarten gefunden werden für das Kind.
Du als Spiegelexpertin hast möglicherweise jetzt schon einige Works weiter neue Einsichten zu dem Mann unter Dir, der die Kinder so gelungen sediert…
Und die Erfahrung, dass unter dem alten dicken Fell (an anderer Stelle nennst du es Mauern) die dünne Haut sitzt, ist zwar anstrengend und möglicherweise auch sehr bedrängend, aber wohl notwendig, um elastische und erwachsene Abgrenzungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Die Idee Deiner Freundin Carmen (hei!), die Dich so gut kennt, hat viel Chance. Denn wie denn nun mit dem männlichen Schutz, wenn wir ohne den Vater der Kinder mit unseren Kindern leben?
Da nützt es wieder nichts. Für die Kinder gelten andere Regeln (vgl auch
hier), aber für Dich innenpolitisch gesehen muss der Innere Mann seinen (neuen) Platz bekommen.
Sei gegrüßt und umarmt aus Kiel aus der neuen Wohnung - ohne Stress - meiner ehemaligen Vermieterin und meinem Lieblingstherapeuten seien Dank!
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Meike Lalowski
[This message has been edited by Meike Lalowski (edited 19 January 2004).]